HANNERL MELCHER INTERVIEW

F = Frage

A = Antwort Hannerl Melcher



F: Stimmt es, dass Elvis in der Nacht auf war und am Tag geschlafen hat?

A: Ja, wir sind jeden Morgen um 6 bis 7 Uhr schlafen gegangen, gefrühstückt haben wir jedes Mal um 4 bis 1/2 5 Uhr nachmittags.



F: Und ihr habt auch geschlafen, oder was habt ihr gemacht?

A: Oh ja, wir haben auch geschlafen! (Gelächter).



F: Konnten sie sich mit ihm nur englisch verständigen?

A: Ja.



F: Es ist in einem Interview zur Sprache gekommen, dass sie mit Elvis einen Bummel durch Las Vegas gemacht haben, war das überhaupt möglich?

A: Damals ja.



F: Ihr konntet euch also frei bewegen?

A: Damals war es noch möglich, er konnte mich ja auch in Memphis vom Flughafen abholen und mich zum Flughafen bringen. Damals war es noch möglich, einige Jahre später wäre es undenkbar gewesen.



F: Aber er kam schon mit seinen Leuten? Oder war er allein?

A: Ja, es waren Freunde dabei. Damals sagte man Freunde, heute würde man sagen Bodyguards. Man musste damals auch schon auf ihn aufpassen, wir haben aber geglaubt es sind Freunde.



F: Mich würde interessieren - es hat doch immer geheißen Elvis war so spontan bei seinen Liedern - war es wirklich so, dass er sich ans Piano gesetzt hat und gespielt hat?

A: Ja, absolut. Wir haben nächtelang musiziert, d. h. er hat musiziert, ich habe nur zugehört, aber es war wirklich jede Nacht Livekonzert. Es sind seine Musiker nach Graceland gekommen, er hat ja sehr gut Klavier gespielt, ich weiß nicht, ob man das so weiß.



F: Ja, wir kennen ja einige Aufnahmen von damals, leider nicht die, wo sie dabei waren, aber aus dem Jahre 1958 und daher wissen wir, dass er sehr gut gespielt hat.

A: Er war immer sehr spontan, er war einfach wunderbar, man konnte so singen und musizieren wie man es fühlte. Man musste weder auf eine Kamera noch auf Publikum Rücksicht nehmen, es kam einfach aus dem Bauch heraus. Es war Weihnachten, wir waren glücklich, eine nette Gruppe von jungen Leuten und es war einfach von der Musik her faszinierend.



F: Hat er eher seine eigenen Songs gespielt oder auch andere?

A: Eigentlich quer durch den Gemüsegarten. Wir haben auch sehr viele Platten gehört, die Neuerscheinungen die gekommen sind, es war Musik, in Graceland war immer Musik. Wenn ich an Graceland denke, dann denke ich an ein weißes Klavier, an einen weißen Christbaum und an Musik.



F: Vorwiegend Gospel?

A: Nicht nur - aber auch.



F: Wie viele Leute waren zu Weihnachten etwa um ihn herum?

A: Viele. Es waren keine Hausgäste. Hausgäste waren nur Kathy und ich, aber es war immer Full House.



F: Haben sie nach der Zeit, oder sagen wir nach 1960, noch Kontakt zu Elvis gehabt?

A: Bis 1961, da habe ich ihn das letzte Mal gesehen. Er hatte ein Stockwerk gemietet und da war ich ihn noch einige Male besuchen, dann habe ich ihn nie mehr gesehen.



F: Schade!

A: Ja, einerseits schade, andererseits wieder nicht, weil so habe ich ihn in wunderbarer Erinnerung, als einen wunderbar aussehenden, bezaubernden Menschen, ganz schlank, was er ja in späterer Zeit nicht war.



F: Probleme mit der Figur hat er ja schon geerbt oder mitbekommen in die Wiege.

A: Ja, Gladys war ziemlich korpulent, sie war sehr lieb, ich hab sie ja - Gott sei Dank noch kennengelernt und ich hab mich sehr gut mir ihr verstanden und sie war wirklich rührend. Elvis und ich sind jede Nacht mit der Harley umhergefahren, es war saukalt in Memphis und Gladys hat immer geschimpft mit ihm sie hat gesagt ich soll mir warme Socken anziehen.



F: Sie muss ja wirklich ein Engel gewesen sein, was man so liest und hört und es ist kein Wunder, dass Elvis so vernarrt war in sie.

A: Ja, absolut, das war er wirklich.



F: Ich möchte eine Frage stellen, sie haben mir ja vorhin so eine liebe Geschichte erzählt, vielleicht erzählen sie es uns allen noch einmal, wie sie Elvis angerufen haben, wegen Gladys.

A: Ich habe gehört, dass es Gladys so schlecht geht. Ich habe mich so gut mit ihr verstanden zu den Weihnachtsfeiertagen und da habe ich in Memphis angerufen und wollte mich nach ihrem Gesundheitszustand erkundigen und Elvis war am Telefon, überraschenderweise, denn er war ja damals in der Armee und da haben wir lange geplaudert und er hat es sehr lieb gefunden, dass ich mich nach seiner Mutter erkundigt habe und am nächsten Tag ist Gladys gestorben und da hab ich dann nicht mehr angerufen, ich habe ein Telegramm geschickt und das muss Juli, August 1958 gewesen sein, so genau kann ich mich nicht mehr erinnern.



F: Ja, es war August 1958, der 14. August. Es wurde ja fälschlicherweise in manchen Zeitschriften zu Elvis´ Tod verbreitet, dass Gladys am gleichen Tag wie Elvis gestorben sei, aber das war eine Zeitungsente.

Ich hätte noch eine Frage. Wie war das damals wirklich in Hollywood, war es eine Zufallsbegegnung oder war es schon geplant, weil man hört ja immer die wildesten Gerüchte und wenn man dann die wahre Geschichte hört von jemanden, der wirklich dabei war, dann schaut es ja wieder ganz anders aus.

A: Sie sprechen jetzt von G. I. Blues?



F: Ja, von G. I. Blues.

A: Nein, da bin ich zur Audition gegangen und das hat ja in einer deutschen Bier- oder Weinstube gespielt und da war ich natürlich der richtige Typ dafür und habe auch gleich die Rolle bekommen. Wir haben 4 Tage gedreht und das hat im Grunde genommen mit Elvis überhaupt nichts zu tun gehabt. Im Gegenteil, ich habe keinem Menschen gesagt, dass ich mit ihm befreundet bin. Ich wollte die Rolle von mir aus kriegen und nicht deshalb, weil ich mit Elvis befreundet bin.



F: Das ist ja noch besser, ich glaube ich habe es eingangs schon erwähnt, ich habe einmal gelesen, dass es ein riesiges Hallo war, er ging vorbei und aus einer Garderobe kamen sie heraus.

A: Ja, das stimmt.



F: Er hat sich auch gleich wieder an sie erinnert.

A: Was wollen sie, wir haben uns ja 2 Wochen vorher gesehen, so schnell vergisst man mich nicht.



F: Oh Gott, das war ein Fettnäpfchen. Nein, im Ernst, ich habe dort gelesen, dass Elvis darauf gedrängt hat, dass sie die Rolle erhalten, also so war es nicht.

A: Nein, so war es nicht.



F: Also das mit der Garderobe stimmt und dass er sich gefreut hat, sie zu sehen aber alles andere ist Legende.

A: Bitte glauben sie nicht alles, was in den Zeitungen steht.



F: Da sie ihn ja persönlich gekannt haben, wie sind sie damit umgegangen, dass er sich später körperlich so verändert hat. Hat sie das sehr erschüttert?

A: Ich habe das natürlich mitverfolgt und es war sehr traurig für mich, weil ich Elvis sehr, sehr gern gehabt habe.



F: Haben sie dann nochmals versucht ihn zu treffen, in den Siebzigern bei Live-Tourneen?

A: Nein, ich war in Wien verheiratet und bin nicht mehr nach Amerika zurück. Unsere Wege kreuzten sich nie mehr nach 1961. Aber es waren 4 Jahre schöne Freundschaft.



F: Auch kein Briefkontakt mehr?

A: Nein.



F: Beim Begräbnis waren sie auch nicht?

A: Nein, ich war nie mehr in Graceland, aber ich werde hinfahren, vor allem wo ich gehört habe, dass ich dort groß hänge, ich habe mich selbst dort noch nie gesehen. Und ich will auch sein Grab besuchen. Also irgendwann in Bälde werde ich in Graceland auftauchen und dann werde ich hoffentlich in das obere Stockwerk hinauf gehen dürfen, nachdem ich dort 8 Nächte geschlafen habe, werden sie es mir hoffentlich noch einmal zeigen.



F: Ich hoffe, sie berichten uns dann darüber. Welches Parfüm hat Elvis verwendet oder war er einfach "Natur"?

A: Er war "Natur", Natur-Elvis.



F: Welche Motorräder hat Elvis gehabt?

A: Die Harley´s, diese ganz schweren, so weit ich weiß. Also ich bin mit ihm nur auf der Harley gefahren. Von Memphis, vom Airport hat er mich abgeholt mit dem Continental, ein weißer Continental. Da habe ich irrtümlich einmal gesagt mit dem Cadillac, also auch ich habe einmal eine Ente verbreitet, meines war der Continental, das war damals das schönste Auto.



F: Ich weiß nicht, ob sie das so verfolgt haben, es wurden im Oktober 1999 viele Dinge von Elvis versteigert, die in seinem Besitz waren und unter anderem auch ein weißer Continental, das wird wahrscheinlich der gewesen sein. Er ist bis vor kurzem noch in Graceland gestanden - im Automobil Museum - vielleicht war es dieser, der um einige hunderttausend Dollar leider verkauft wurde.



A: Er ist mich nicht nur einmal abholen gekommen, er ist mich zweimal abholen gekommen. Ich habe nämlich das Flugzeug versäumt, das war auch wieder eine der berühmten Szenen und ich bin in Memphis angekommen mit ein wenig Bauchweh, ich habe gesagt, er wird ja gar nicht da sein, er wird bei der ersten Maschine gewesen sein und sich gedacht haben ich erscheine nicht. Aber braver Junge wie er war, er ist nach Hause gefahren, dann ist er wieder zurückgekommen und hat mich ein zweites Mal abgeholt.



F: Darf ich etwas fragen über Graceland. Können sie uns erzählen, wie es oben ausgesehen hat? Groß, verschiedene Räume, wie möbliert?

A: Wenn ich ganz ehrlich bin, kann ich mich nicht mehr so genau erinnern. Ich weiß nur weiß. Weiß, es war alles weiß. Elvis hat immer weiß getragen, der weiße Flügel und der weiße Christbaum. Es war der erste weiße Christbaum in meinem Leben.



F: Wie viele Freunde der sogenannten Memphis Mafia haben sie dort gesehen?

A: Etliche, es war eine größere Gruppe. Weihnachten war sehr wichtig und da waren immer viele Freunde da. Elvis hat Weihnachten geliebt und es war ja das erste Jahr in dem er Graceland gehabt hat. Er war das erste Mal großer Gastgeber und das hat ihm natürlich auch imponiert. Er hatte endlich ein Herrenhaus und konnte empfangen wen er wollte.



F: Von Priscilla hat man damals nichts gehört?

A: Nein, die hat er ja erst 2 Jahre später kennengelernt.



F: Waren sie nicht noch 1961 drüben?

A: Ja, ich war drüben.



F: Elvis hat sie ja in Deutschland kennengelernt. Ich habe gedacht, vielleicht hat er sie erwähnt?

A: Nein, hat er nicht.



F: Sie haben ja nicht nur Elvis kennengelernt, sondern eine ganze Reihe von Superstars - wir haben ja auch die Künstler gern, die sie da kennengelernt haben - wer war da dabei?

A: Ich habe mit ihnen gearbeitet, nicht nur kennengelernt. Sammy Davis Jr., Dean Martin, Nat King Cole, Frank Sinatra, Johnny Mathis, Peggy Lee, Linda Horn, also die Größten der Welt.



F: Wer hat ihnen am meisten gefallen?

A: Ich habe sehr gerne den Dino gehabt und den Sammy Davis. Nette Kollegen, lieb - lieb und lustig.



F: War Dino immer so locker?

A: Ja, und immer ein wenig - na ja, ein wenig, sagen wir - gut aufgelegt (Gelächter).



F: Haben sie das Gefühl gehabt, dass da ein gewisser Respekt da war, so von Elvis zu Dino oder Dino zu Elvis oder auch zu Sammy Davis?

A: Ich weiß, dass Elvis sie gern gehabt hat, weil er ihre Platten gespielt hat, das weiß ich. Das war nicht nur so in Graceland, das war auch in Hollywood so, wo wir uns getroffen haben und da wurden immer neue Platten gehört - "diese Platte ist gut, diese ist weniger gut". Er hat sie gern gehabt, soweit ich das beurteilen kann.

F: War es auch umgekehrt so? Hat Dino Elvis gemocht? Wie hat Sammy Davis darüber gedacht?

A: Der Sammy hat ihn sehr geliebt, das weiß ich. Mit Sammy war ich sehr viel zusammen, ich weiß nicht ob ihr das wisst, dass Neger ja damals nicht in der Lounge sein durften oder im Kaffeehaus oder ähnlichem. Er hat immer gesagt, nach der 2. Vorstellung - oder am Samstag hatten wir immer 3 Vorstellungen - kommt´s herauf, ich habe jetzt die neuesten Filme aus Hollywood da, die können wir uns anschauen. Er war immer froh, wenn wir zu ihm hinauf gegangen sind, weil er ja nirgends hingehen konnte. Wenn ich kein Rendezvous hatte, bin ich zum Sammy hinauf, das war dann ganz locker, einfach Freundschaft und daher weiß ich, dass er Elvis sehr gern gehabt und geschätzt hat.

Von Dino weiß ich das nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass er ihn auch gern gehabt hat. Elvis war ja liebenswert, bezaubernd und er war ein Verzauberer, er hat die Menschen verzaubert. Ich rede nicht nur von uns Mädeln, wir waren ja alle verliebt in ihn, aber die Burschen waren genau so in ihn verliebt. Er schafft es ja noch bis heute und das freut mich natürlich. Es freut mich, dass ich euch nur Gutes über ihn erzählen kann.



F: Auch uns freut das, es wird ja ohnehin so viel Schund über ihn erzählt. Natürlich kann man nicht sagen, dass Elvis keine Fehler gehabt hat. Er war ein Mensch und jeder Mensch hat grundsätzlich einmal Fehler. Elvis hatte natürlich den Vorteil, dass er seine Marotten ausleben konnte, sei es, dass er Glühlampen im Schwimmbecken zerschießen konnte oder dass er Feuerwerke machen konnte in Graceland.



A: Also Feuerwerk habe ich gleich zur Begrüßung gehabt, das hat er schon 1957 gemacht, das war gleich eine Riesenbegrüßung. Sie dürfen nicht vergessen, ich habe Elvis kennengelernt, da war er 22 Jahre alt, ich war 19. Und damals war er ein vollkommen normaler, netter, wohlerzogener, bildhübscher Bursch. Diese ganzen "Huscher", die er dann später gehabt hat, die habe ich nicht miterlebt, also meine Erinnerungen an ihn sind wunderschön.



F: Ja, das glaube ich. Wenn man da so zuhört und das Funkeln in den Augen sieht, einfach toll. Ich wollte noch fragen, man weiß ja, dass Elvis das Filmen dann nicht mehr so gemocht hat, hat man das in den Drehpausen gemerkt?

A: Ja, er war schon ziemlich satt, er wollte das schon nicht mehr, es war immer wieder das selbe.



F: Hat er sich schon dazu geäußert?

A: Ja, aber er hat nichts dagegen unternommen. Er hat zwar gesagt, mir hängt´s zum Hals raus, aber er hat nicht die Kraft gehabt zu sagen, so jetzt höre ich auf und mache etwas anderes. Es war ein Riesenfehler, es war ein Fehler von Elvis und es war ein Fehler von Hollywood.



F: Wir alle wissen ja, dass Elvis musikalisch sehr kreativ war, durch und durch, keine Frage und wenn man sich - ich weiß nicht ob sie CD´s kennen, die für den Film "That´s The Way It Is" aufgenommen wurden - die Proben, also Elvis wie er leibt und lebt und jedesmal wenn ich das höre, sage ich - Elvis, das ist ein Wahnsinn, was da bei den Proben abgeht. Was da herumgeblödelt wird, was da für Scherze laufen, wie da variiert wird ........

A: Ja, ich habe das Glück gehabt, das alles live zu erleben.



F: Leider wird das von der Plattenfirma viel zu wenig gebracht - obwohl es ja in letzter Zeit viel besser geworden ist - ich liebe halt diese Aufnahmen, wo es von Take 1 bis Take sowieso geht, wo im Studio geblödelt wird.

A: Sie müssen natürlich meine Geschichte immer in der richtigen Zeit sehen. Wir hatten damals nicht die Möglichkeit kleine Aufnahmegeräte mit uns herumzutragen, das hat es ja damals alles nicht gegeben. Oder Video, das war damals noch nicht einmal erfunden, so alt bin ich schon. Es ist ewig schade, da sind wirklich Juwelen den Bach hinuntergegangen, die ich selbst miterlebt habe, also ich bin da kompetent das zu beurteilen, aber was soll man machen, so war die Zeit.



F: Es ist halt leider so und damit müssen wir uns abfinden. Schade, dass es keine Bänder mit Hannerl Melcher gibt, mit Elvis im Duett.

A: Oje, oje .... (lacht).



F: Es sind jetzt eine Reihe von Privataufnahmen herausgekommen, wo eine weibliche Stimme zu hören ist.

A: Nein, das bin ich nicht. Ich habe zwar immer ganz gut gesprochen, aber ich habe immer gewusst, wann ich den Mund zu halten habe und wenn Elvis gesungen hat, war ich immer ganz still.



F: Ja, das glaube ich. Ich würde noch gerne wissen war Elvis - wenn er privat war - eher in Jeans, also salopp angezogen?

A: Auch, ja. Er hat gerne Leder getragen.



F: Zu Hause?

A: Nein, zu Hause nicht, aber wenn wir hinaus gegangen sind.



F: Aber was hat er zu Hause angehabt?

A: Leger, aber fesch. Er hat immer den Kragen aufgestellt, also auf flott.



F: Aber nicht in Jeans?

A: Nein
 

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