Interview mit Ronnie Tutt - 2000

 

Der Ort: Taunushalle in Solms (EPG-Meeting)

Die Zeit: 21. Oktober 2000

Der Interviewer: Bernhard Seibel

 

Aus Graceland Nr. 139/2001

 

B.S.: Herzlich willkommen, Ronnie Tutt, nicht zum ersten Mal in Deutschland, doch zum ersten Mal auf einem Elvis-Meeting, ist das richtig?

 

Ronnie: Ja, das stimmt.

 

B.S.: Das erste Mal, dass Ronnie überhaupt an einer solchen Veranstaltung teilnimmt, ausgenommen vor drei Jahren in Graceland.

 

Ronnie: Ja, das war eine Versammlung von Fanclub-Präsidenten, und ich war der Überraschungsgast, der vor diesen Leuten sprach.

 

B.S.: Ronnie, du stammst aus Dallas/Texas, stimmt das? Elvis sagte ja immer: "From Dallas, Texas, hard-workin' Ronnie Tutt!" Wir haben das gerade im Video gesehen - und hier sitzt er!

 

Ronnie: Ja, das stimmt.

 

B.S.: Ronnie, kannst du dich daran erinnern, wie das damals, 1969, mit Elvis begann?

 

Ronnie: Ja, das war in Las Vegas, als wir für seinen Auftritt im International Hotel mit den Proben begannen. Wie Sie wissen, war es sein erster Live-Auftritt in fast zehn Jahren. Ich möchte ein paar Erinnerungen mit Ihnen teilen. Ein Freund, der in einem Studio in Memphis arbeitete, kontaktierte mich. Ich kannte bis dahin niemand von den Elvis-Leuten, nur Marty Lacker. Larry Muhoberac erzählte mir, dass Elvis wieder mit Livekonzerten beginnen wollte, und eine Menge von Berühmtheiten aus der Gegend in und um Los Angeles würden dabei sein.

 

B.S.: Was geschah, als du Elvis vorgespielt hast?

 

Ronnie: Mein Freund, Larry Muhoberac rief mich an an einem Freitagabend und erzählte, dass sie sich zwei Wochen lang in Los Angeles Drummer anhörten. Er hatte mir versprochen, sollte man ihn fragen, ob er noch einen Drummer kenne, so werde er sozusagen einen Zettel mit meinem Namen in einen Hut werfen. Morgen sei der letzte Tag dieser Auswahl, wenn ich Interesse hätte, würde man Colonel Parkers Büro verständigen, und ich erhalte ein Ticket, um nach L.A. zu fliegen. Ich kam sehr früh dort an, baute mein Schlagzeug auf und setzte mich ganz hinten im Zuhörerraum hin. Dam kamen die ganzen Leute herein, der Raum füllte sich. Die Drummer spielten mit der Band, ich saß immer noch ganz hinten, hatte bisher noch mit niemandem gesprochen, war ganz alleine. Dann kam ein weiterer Drummer herein, der alle Anwesenden mit großem Hallo begrüßte, und er setzte sich hinter mein Schlagzeug. Doch sie sagten ihm, nein, das gehöre jemand anderem da hinten. Er kam zu mir und fragte, ob ich etwas dagegen habe, wenn er meine Drums benutzte. Ich hatte nichts dagegen, sie begannen zu spielen, lächelten sich zu und nickten, was für mich bedeutete, aha, sie haben ihren Drummer gefunden. Ich sank tiefer und tiefer in meinem Sitz und dachte, ich werde nie dazu kommen, für Elvis zu spielen. Der Bursche sitzt an meinen Drums, und ich bin umsonst hierher geflogen.

 

Die Musiker legten ihre Instrumente schon zur Seite, doch Larry ging zu Colonel Parker und flüsterte ihm etwas zu. So kam es doch noch dazu, dass ich vorspielen konnte - der Rest ist Geschichte, wie man sagt! Ich hatte von Anfang an den richtigen Kontakt zu Elvis, das machte es wahrscheinlich aus, Elvis erzählte mir später, dass der andere vor mir beim Spielen in der Gegend herumschaute, doch ich habe jede seiner (Elvis') Bewegungen verfolgt - und das gab den Ausschlag!

 

B.S.: Übrigens, erinnerst du dich an den Namen des Drummers, der vor dir gespielt hat?

 

Ronnie: Ja, das war Gene Pello, der bei vielen Tamla Motown Sessions und bei Ray Charles mitgespielt hat, er ist ein Weißer, kein Schwarzer!

 

 

B.S.: Das fand im Frühjahr 1969 statt?

 

Ronnie: Nein, Herbst, Ende Juli.

 

B.S.: Aber du hast bereits beim ersten Konzert am 31. Juli 1969 gespielt?

 

Ronnie: Ja.

 

B.S.: Übrigens, dieser berühmte Anfang bei den Konzerten von Elvis, wie kam die Idee zustande? Du hast mir gesagt, du hast das nicht direkt von Anfang an gemacht, weißt auch nicht mehr das genaue Datum.

 

Ronnie: Ich möchte die Antwort zurückstellen, wir wollen ja später noch auf das Schlagzeug selbst eingehen.

 

B.S.: Lass uns mit den Proben beginnen, das war ja in der Regel vier bis sechs Wochen vor den eigentlichen Konzerten. Gibt es da ein paar Anekdoten, welche Lieder habt ihr gespielt?

 

Ronnie: Meist hatten wir einfach eine gute Zeit zusammen. Elvis versuchte das, was ihm gerade in den Sinn kam, alles was er immer schon singen wollte. Er sagte zu uns, gebt mir ein "E" oder einen bestimmten Akkord, und es ging los. Es gab viel zu lachen, es gab eine Menge Spaß. Ich möchte an diesem Punkt noch bemerken, in den USA kommt jetzt ein Film heraus, man hat 50.000 feet ungeschnittenes Filmmaterial von "That's The Way It Is" gefunden. Es wird also ein komplett neuer Film sein, viele Proben, zuerst nur mit der TCB Band, dann mit den Sweet Inspirations usw., das ist sehr gut gelungen.

 

(Und wie das gelungen ist - wir haben ja nun alle mittlerweile den Film in unserer Sammlung!!!!) (Girlhappy)

 

B.S.: Opening Night 1969, hast du daran spezielle Erinnerungen?

 

Ronnie: Meine Erinnerungen an den Eröffnungsabend 1969, wie ich vorher schon erwähnte, wie es schien, war das gesamte Jet Set von Hollywood anwesend. Wir waren sehr nervös, es war die größte Sache, an der wir je beteiligt waren. Elvis war extrem nervös, er lief wie ein eingesperrtes Tier hin und her, war besorgt, ob ihn die Leute noch akzeptieren würden. An den Eröffnungsabenden war er immer nervös, er konnte auch explodieren, niemals gegenüber den Musikern, doch vielleicht traf es Charlie oder jemand anderen.

 

 

B.S.: Es ging ja alles gut an diesem ersten Abend. Das Ganze dauerte vier Wochen, hast du irgendwelche Erinnerungen, an Lieder, an Ereignisse auf der Bühne?

 

Ronnie: Nicht an diesem ersten Engagement, wir nahmen mit Elvis auf, davon wurde ja das Album FROM MEMPHIS TO VEGAS/FROM VEGAS TO MEMPHIS zusammengestellt. Wir konnte es nicht erwarten, uns nach den Konzerten umzuziehen, dann in den Kontrollraum hinunterzurennen und uns anzuhören, was da aufgenommen worden war. Es war so ein erstaunlich guter Sound, den wir über die Anlage hören konnten, doch das Traurige dabei ist, er konnte auf Band nicht so festgehalten werden, wie es wirklich war.

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